WDR-Intendantin Monika Piel kündigte überraschend Rücktritt an – Zügige IntendantInnen-Suche ohne Hast

Außerordentliches Bedauern und Respekt

Ruth Hieronymi | © Foto: Jörg Wagner
Ruth Hieronymi | © Foto: Jörg Wagner

Wer: Ruth Hieronymi, WDR-Rundfunkratsvorsitzende
Was: Telefon-Interview für das radioeins-Medienmagazin vom 26.01.2013, 18:04
Wo Bonn < --- > Berlin
Wann: 26.01.2013

(wörtliches Transkript)

O-Ton: „WDR 5 – Mediennachrichten. Monika Piel hört vorzeitig auf.
WDR-Intendantin Monika Piel hat ihren Rücktritt bekannt gegeben. Nach eigenen Angaben informierte sie am Freitag die Vorsitzenden von Rundfunkrat und Verwaltungsrat darüber, dass sie aus persönlichen Gründen ihre Tätigkeit beenden wird, sobald die Nachfolge geregelt ist. Piel ist seit 2007 Intendantin des WDR. Erst im Mai 2012 war sie für ihre zweite Amtszeit von sechs Jahren gewählt worden.“

(Quelle: Töne, Texte, Bilder – 26.01.2013, 12:00-13:00 Uhr, WDR 5)

Jörg Wagner: Soweit das Medienmagazin des Westdeutschen Rundfunks zu einer sehr plötzlichen Meldung, die uns erreichte. Am Telefon jetzt die WDR-Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi. Ich grüße Sie!

Ruth Hieronymi: Guten Tag!

Jörg Wagner: In der Meldung, die vom Westdeutschen Rundfunk verbreitet wurde, steht, dass Monika Piel aus „persönlichen Gründen ihre Tätigkeit beenden wird, sobald die Nachfolge geregelt ist“. Sie sind als Gremienvorsitzende ja betraut damit, die Nachfolge zu regeln, zuerst aber die Frage, hat Sie diese Meldung auch so überrascht, wie mich?

Ruth Hieronymi: Ja, die hat uns alle sehr überrascht und die habe ich mit außerordentlichem Bedauern und Respekt zur Kenntnis genommen.

Jörg Wagner: Sie wissen aber auch nicht mehr, warum dieser plötzliche Rückzug? Denn ihr Vertrag war ja gerade erst verlängert worden.

Ruth Hieronymi: So ist es. Die Gründe liegen rein im persönlichen Bereich, hat sie uns versichert. Und ich finde, das muss man dann auch respektieren. Das ist ihr ja ganz sicher nicht leicht gefallen und insofern werden wir das auch so respektieren und es dann nicht weiter hinterfragen.

Jörg Wagner: Was bedeutet nun: „sobald die Nachfolge geregelt ist“? Gibt es jetzt schon eine Intendantinnen-/Intendanten-Findungskommission?

Ruth Hieronymi: Nein, nein, nein, nein. Der Rundfunkrat hat das doch gestern Abend per E-Mail erst … die Nachricht erhalten. Zum Glück haben wir am Montag eine turnusmäßige Rundfunkratsitzung und in der werden wir die Weichen stellen. Das heißt aber jetzt zunächst, die Weichen für das weitere Verfahren natürlich.

Jörg Wagner: Haben Sie für sich so etwas wie einen Zeitplan? Denn auch gerade unter diesen Bedingungen des eingeführten neuen Rundfunkbeitrages braucht es dann vielleicht doch eine starke Führungspersönlichkeit für den Westdeutschen Rundfunk.

Ruth Hieronymi: Also, Sie können davon ausgehen, dass wir alles notwendige veranlassen werden, damit die Entscheidung zügig getroffen werden kann, aber wir werden sie auf keinen Fall überhastet treffen.

Jörg Wagner: Welche Qualitäten müsste denn ein Nachfolger, eine Nachfolgerin haben aus Ihrer Perspektive?

Ruth Hieronymi: Es ist sicherlich so, dass gerade in dieser Zeit, in der der öffentlich-rechtliche Rundfunk ja nicht in einer leichten Diskussion steht, brauchen wir aus meiner Sicht jemanden, der nach innen, wie nach außen die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für unsere Gesellschaft und die Demokratie sehr klar und überzeugend darstellen kann. Und der nach innen, wie auch gegenüber den Gremien diese Aufgabe glaubwürdig praktizieren kann.

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Vgl.:
* WDR-Pressemitteilung vom 25.01.2013, 17:16 Uhr

Monika Piel hört vorzeitig als WDR-Intendantin auf
Köln – WDR-Intendantin Monika Piel informierte heute die Vorsitzenden von Rundfunkrat und Verwaltungsrat darüber, dass sie aus persönlichen Gründen ihre Tätigkeit beenden wird, sobald die Nachfolge geregelt ist.

Monika Piel ist seit 2007 Intendantin des WDR. Am 30.05.2012 wurde sie vom Rundfunkrat erneut für sechs Jahre gewählt. In den Jahren 2011 und 2012 war sie als erste Frau in der Geschichte des Senderverbundes ARD-Vorsitzende.

Die Journalistin wurde 1951 in Bensberg geboren. 1976 schloss sie ein Studium der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule für Wirtschaft in Köln ab und studierte anschließend Jura und Orientalistik an der Uni Köln. Bereits während des Studiums war sie für den WDR als Assistentin von Werner Höfer im „Internationalen Frühschoppen“ tätig. 1978 fing Piel beim WDR Hörfunk an, von 1979 bis 1982 arbeitete sie als Redakteurin und Reporterin für die aktuellen Magazine von WDR 2. In dieser Zeit moderierte sie Sendungen wie das „WDR 2-Morgenmagazin“, das „Mittagsmagazin“ und „Berichte von heute“. Von 1982 bis 1984 arbeitete sie als freie Journalistin in Portugal u.a. für den WDR. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland ging sie als Hörfunk-Parlamentskorrespondentin für Wirtschafts- und Finanzpolitik ins WDR-Studio Bonn. 1993 wurde Piel Leiterin der Hörfunk-Programmgruppe Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr, 1996 Programmchefin der Welle WDR 2. Es folgte 1997 die Ernennung zur Chefredakteurin und im selben Jahr zur stellvertretenden Hörfunkdirektorin. 1998 wurde Piel Hörfunkdirektorin des WDR. Während der ARD-Geschäftsführung des WDR 2001/2002 leitete sie die ARD-Hörfunkkommission.

Piel gehörte von 2001 bis 2007 zu den Moderatoren des „Presseclub“ im Ersten und des „Internationalen Frühschoppen“ (Phoenix). Für Phoenix moderierte sie das „Forum Wirtschaft“ sowie die in loser Folge gesendete Reihe „Zeitzeugen“.


* Pressemitteilung des Rundfunkrats vom 28.01.2013, 16:08 Uhr

WDR-Rundfunkrat setzt Findungskommission
zur Nachbesetzung der Intendantenstelle ein

Köln – Der WDR-Rundfunkrat nimmt mit großem Bedauern und Respekt zur Kenntnis, dass Monika Piel aus persönlichen Gründen ihr Amt als Intendantin des WDR vorzeitig aufgeben will. Der Rundfunkrat dankt Frau Piel für ihren großen Einsatz für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, insbesondere für den WDR, und die offene und konstruktive Zusammenarbeit, die sie im Dialog mit den Gremien stets bewiesen hat“, erklärte Ruth Hieronymi, die Vorsitzende des Rundfunkrats.

Zur heutigen Sitzung berichtete sie, „der Rundfunkrat hat einstimmig beschlossen, das Verfahren einer Neuwahl des/der Intendanten/in des WDR so zügig wie möglich, aber auch so gründlich wie nötig durchzuführen, um zu einer guten Lösung für den Sender zu kommen. Dabei legen wir besonderen Wert auf ein klares und transparentes Verfahren und werden alles daran setzen, um vor der Sommerpause zu einer Entscheidung zu kommen“.

Der Rundfunkrat hat die Mitglieder des Vorstands des Rundfunkrats als Findungskommission eingesetzt und mit der Durchführung einer öffentlichen Ausschreibung beauftragt. Der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Dr. Ludwig Jörder, nimmt an den Beratungen teil.

WDR Rundfunkrat








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