Mehr Nachrichten – in Englisch. Wie deutsch bleibt die Deutsche Welle?

Peter Limbourg | Foto: © Jörg Wagner

Wer: Peter Limbourg, Intendant Deutsche Welle
Was: Interview zur Zukunft der Deutschen Welle
Wo: Berlin, Voltastraße, Sitz von DW-TV
Wann: rec.: 05.02.2014/11:30 Uhr; veröffentlicht am 15.02.2014/18:45 Uhr im radioeins-Medienmagazin, rbb und stark gekürzt am 16.02.2014 im inforado, rbb; am 18.04.2020 im PodCast-Bonus des radioeins-Medienmagazins

Vgl.:

Onlineausgabe der Berliner Zeitung, 19.01.2014
Onlineausgabe der Berliner Zeitung, 19.01.2014

* Kahlschlag bei der Deutschen Welle, Berliner Zeitung, 19.01.2014
* Deutsche Welle nimmt arabischen Polit-Satiriker Bassem Youssef ins TV-Programm, dw.de
* radioeins-Medienmagazin vom 18.04.2020

DW-Uplinks auf dem Dach der Deutschen Welle in Berlin
DW-Uplinks auf dem Dach der Deutschen Welle in Berlin
Standort Berlin der Deutschen Welle
Standort Berlin der Deutschen Welle

(wörtliches Transkript, Hörverständnisfehler vorbehalten)

[0:00]
Peter Limbourg: Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle.

[0:02]
Jörg Wagner: … das sind Sie seit rund, knapp mehr als 100 Tagen, also vier Monate im Amt. Wie ist Ihnen dieser Übergang von der privat-kommerziellen Konkurrenz, nämlich N24/ProSiebenSat1 zu einem doch sehr merkwürdig konstruierten Sender gelungen, der ja aus dem Bundeshaushalt finanziert, aber öffentlich-rechtlich funktioniert?

[0:23]
Peter Limbourg: Also eigentlich, glaube ich, dass es ganz gut geklappt hat und ich habe auch keine Anpassungsschwierigkeiten hier gehabt, was die Mentalitäten anbelangt. Sie finden in allen Bereichen interessante und gute Leute, sowohl im Privaten als auch im Öffentlich-rechtlichen. Die Kollegen haben mich hier sehr wohlwollend empfangen und ich glaube, dass man voneinander gut lernen kann. Also ich bringe einiges mit. Die Kollegen hier haben Erfahrungen im öffentlich-rechtlichen System, ich im privaten und ich glaube, das ergänzt sich ganz gut.

[0:52]
Jörg Wagner: Zumal, ich glaube, ProSiebenSat1 ähnlich wenig Geld hatte, wie die Deutsche Welle oder sehen Sie das anders jetzt, wo Sie die Zahlen kennen?

[0:59]
Peter Limbourg: Na, die haben schon viel Geld gehabt und haben es immer noch. Und sie haben es halt für andere Zwecke eingesetzt. Ist ja auch legitim. Aber wir haben gelernt damals bei N24, doch mit wenig Geld gutes Programm zu machen.

[1:12]
Jörg Wagner: Nun hat Ihr Vorgänger im Amt, Erik Bettermann, gesagt, dass er Sie schätzt, weil Sie etwas mitbringen, was er nicht mitbrachte. Er war ja Politiker und er glaubte, dass Sie das in die Waagschale werfen können, nämlich Sie sind Journalist und können die Deutsche Welle aus einer anderen Perspektive interessanter machen, journalistischer machen. Ist das das, was Sie bei Ihrer Bewerbung mit in die Waagschale tatsächlich geworfen haben?

[1:36]
Peter Limbourg: Ja, ich habe da jetzt aber nicht mit angegeben, weil ich bin’s einfach und ich glaube, ich wurde einfach auch gesucht. Die Damen und Herren da aus der Findungskommission haben eben einen Journalisten gesucht und keinen Politiker. Und da sind sie auf mich gestoßen und ich glaube, es war eine ganz gute Wahl.

[1:50]
Jörg Wagner: Nun haben Sie gleich mit Ihrer ersten, ich sag mal, Orientierung der Deutschen Welle gerade bei den Journalisten für Irritation gesorgt. Also die Berliner Zeitung titelte “Kahlschlag bei der Deutschen Welle”. Ist das eine Überschrift, die Sie für sich in der Tendenz ja schon sehen würden? Würden Sie sagen, ich muss hier etwas ausdünnen, weil das Geld nicht da ist oder wurden Sie da absolut missverstanden?

[2:15]
Peter Limbourg: Also, ich glaube, erstens darf man nicht alles glauben, was die Berliner Zeitung schreibt und zweitens ist „Kahlschlag“ natürlich völliger Unsinn. Sondern wir versuchen die Deutsche Welle zielgerichteter, strategischer und effizienter aufzustellen und eben uns nicht zu verzetteln mit vielen, allen möglichen Angeboten, sondern uns das Angebot auszusuchen, wo wir glauben, damit haben wir den größten Erfolg. Das heißt, das ist eine Umschichtung von Randangeboten hin zu einer Konzentration auf ein Hauptangebot. Und das heißt, das ist kein Kahlschlag, sondern das ist ein Umbau, aber kein Kahlschlag.

[2:47]
Jörg Wagner: Wie würden Sie den charakterisieren? Was bauen Sie um? Also, man konnte schon lesen, dass Sie mehr Nachrichten präsentieren werden, dass Englisch die Leitsprache sein wird. Aber das ist ja noch kein Konzept.

[3:00]
Peter Limbourg: Na, die Deutsche Welle hat sich, glaube ich, in der Vergangenheit immer ein bisschen schwer getan, damit zu … was sie eigentlich jetzt wirklich ist. Ist sie ein Sender für Deutsche im Ausland? Oder ist sie ein Sender, der von Ausländern empfangen wird, um über Deutschland etwas zu erfahren?

[3:15]
Jörg Wagner: … und dann kommt noch, wenn ich Sie ganz kurz unterbrechen kann, natürlich die deutsche Außenpolitik mit hinein, die sagt, Deutsche Welle, Ihr müsst ein Schaufenster sein für Deutschland, mehr werbenden Charakter haben. Also, das war auch immer noch so … spielte mit. Weil es ja aus dem Bundeshaushalt finanziert wurde, konnte man sich dem nicht ganz so entziehen.

[3:29]
Peter Limbourg: Ja, aber ich denke, das geht ja jetzt erst einmal um das Programmliche. Und das Programmliche ist ja auch so, dass es nicht ganz klar immer war, ist die Deutsche Welle eigentlich eher unterhaltend informativ oder doch einfach … hat sie einen klaren Informationsauftrag. Es gibt ja viele unterhaltende Magazine im Programm. Und ich habe einfach gesagt, ich möchte dieses Programm – natürlich nicht nur ich allein, sondern auch mit dem Rundfunkrat und dem Verwaltungsrat – ich möchte dem Programm wieder einen starken Informationscharakter geben. Ich glaube, dass wir die Stimme Deutschlands sind – nicht die Stimme der Bundesregierung. Wir sind keine Werbeagentur der Bundesregierung. Aber wir sind natürlich jemand, der die deutschen Werte und die deutschen Sichtweisen transportiert. Sowohl der Regierung, als auch der Opposition. Insofern glaube ich, dass diese Frage, wie hängt man mit der Außenpolitik zusammen … ist eine alte Frage, die jetzt auch sich nicht neu stellt.

[4:17]
Jörg Wagner: Ich kann mir vorstellen, dass Bundestagsabgeordnete sagen, also lieber Peter Limbourg, Englisch ist nicht das, was wir uns vorstellen. Es heißt ja nicht Englische Welle, sondern Deutsche Welle. Wie deutsch bleibt die Deutsche Welle aus Ihrer Perspektive?

[4:30]
Peter Limbourg: Also ehrlich gesagt, habe ich noch ganz wenig Bundestagsabgeordnete gefunden, die so mit mir sprechen, weil die meisten sofort einsehen, wenn du Leute im Ausland erreichen willst, dann kannst du das schwer mit Deutsch tun. Und diejenigen, die nur Deutsch sprechen und im Ausland leben, haben durch das Internet alle Möglichkeiten, deutsche Angebote aus der Heimat zu empfangen. D. h., es kann nicht unsere Priorität sein, Deutsche im Ausland zu versorgen. Sondern das können andere auch und es wird auch genutzt. Sondern, ich glaube, die meisten Abgeordneten, mit denen ich gesprochen habe, haben verstanden, dass man, wenn man international erfolgreich sein will, muss man sich auf die am weitesten auf der Welt verbreitete Sprache konzentrieren. Und das ist nun mal Englisch. Und mit dieser Sprache erreicht man eben auch die Entscheider und auch sehr viele Teilnehmer am politischen Meinungsbildungsprozess.

[5:14]
Jörg Wagner: Aber Sie konkurrieren natürlich dann mit US-amerikanischen Fernsehsendern, mit dem französischen Auslandssender, mit der BBC sowieso, Al Jazeera. Es gibt dann aber auch noch andere Bemühungen, Weltpolitik – und ja – Kulturen darzustellen in englischer Sprache. Sie hätten aber ein Alleinstellungsmerkmal, wenn Sie nur Deutsch senden würden, zum Beispiel im Fernsehen.

[5:35]
Peter Limbourg: Ja, aber ist doch toll, wenn man ein Alleinstellungsmerkmal hat, es guckt ihn aber keiner zu bei ihrem Alleinstellungsmerkmal. Das ist ja eigentlich nicht hilfreich, sondern wir müssen doch als Deutsche, die wir uns ja nicht irgendwo in die Ecke verkriechen wollen und sagen, wir sind jetzt hier in einer Nische und lasst uns bitte Ruhe … im Gegenteil. Wir wollen ja aktiv die Welt mitgestalten und unser Gesellschaftsmodell auch transportieren und das müssen wir halt im Wettbewerb mit den anderen tun. Und wir können uns vor diesem Wettbewerb nicht drücken. Und Sie haben noch die Russen und Chinesen, glaube ich, noch nicht aufgezählt, die natürlich sehr aggressiv und mit sehr viel Geld auf den Weltmärkten diesen Kampf um die Informationshoheit austragen. Und da kann man natürlich sagen, o.k. dann verabschieden wir uns aus der gesamten Frage. Aber ein Land wie Deutschland, das so exportorientiert ist, das eine so werteorientierte Außenpolitik hat, das ja auch einen speziellen Ansatz eigentlich verfolgt, nämlich Friedenspolitik und nicht militaristisches Auftreten, ich glaube, das kann eigentlich es sich nicht leisten, sich aus diesem Wettbewerb zurück zu ziehen.

[6:36]
Jörg Wagner: Wenn Sie sagen “Informationshoheit”, was meinen Sie damit genau? Meinen Sie, dass man das deutsche Demokratieverständnis auch in solche Länder trägt wie China, um dort auch der Opposition eine Stimme zu geben, das, was früher der RIAS z. B. auch sich oder der Deutschlandfunk auf die Fahne geschrieben hat, als es um die deutsch-deutsche Konfrontation ging oder geht’s darum, Weltpolitik aus deutscher Sicht darzustellen?

[7:01]
Peter Limbourg: Ich glaube, es muss immer beides sein. Also wir sind immer Stimme der Freiheit. Wir wollen denen eine Möglichkeit geben, sich auszudrücken, die es sonst schwerer haben. Die Diskussion haben wir gerade aktuell auch natürlich in China, aber z. B. auch in Ägypten, wo wir jetzt einen sehr bekannten Satiriker unterstützen, indem wir ihm eben auch eine Plattform auf der Deutschen Welle geben, neben seinem Sender, der ihn jetzt ins Programm nimmt: Bassem Youssef – ein riesen Star in der arabischen Welt, der aber unter Zensur und Drangsalierung leidet. Dem werden wir jetzt auch in Zukunft eine zusätzliche Plattform geben. Und auf der anderen Seite geht es aber auch darum, die Sichtweisen Deutschlands auch zu transportieren, die mal anders sein können, politisch auch. Ob’s den Euro angeht oder da gibt’s natürlich immer wieder Fragen, die vielleicht in England oder den USA anders gesehen werden. Ich glaube, es ist immer beides auf der einen Seite die deutsche Stimme, aber eben auch die Stimme der Freiheit

[7:56]
Jörg Wagner: Damit ziehen Sie sich natürlich Konfrontation ans Land, also gerade eben dann auch wieder Konfrontation, die vielleicht das Außenministerium nicht will. Also wie versuchen Sie den Spagat zu schaffen. Also ich kann mir vorstellen, dass gerade eben diese in der arabischen Welt oft missverstandene Art und Weise Satire und damit Kritik zu üben, vielleicht das Sicherheitsbedürfnis der Deutschen Welle erhöhen wird. Oder auch Interessen Deutschlands berührt, die sagen: Nein, wir wollen eher deeskalierend wirken und nicht da noch Öl hinein gießen.

[8:26]
Peter Limbourg: Aber da sind sie in so einem Grundkonflikt. Und man darf Konfrontation dann auch nicht scheuen. Da muss man eben auch diesen Meinungsunterschied austragen und dann auch überzeugen. Denn ich glaube, es ist nicht unsere Aufgabe überall sozusagen für Deeskalation und für möglichst irgendwie nicht Anecken und Wegducken zu sorgen, sondern es ist unsere Aufgabe, möglichst eben Leuten auch eine Plattform zu geben, die sie sonst nicht haben und eben für Freiheit, für Meinungsäußerung und für Pressefreiheit einzutreten. Und da haben wir dann eben auch mal unterschiedliche Sichtweisen mit dem Auswärtigen Amt. Das muss man dann auch mal aushalten. Und das tun wir gerade und ich glaube, das kann man aber eben auch … im gegenseitigen Überzeugen kann man das, glaube ich, ganz gut darstellen.

[9:13]
Jörg Wagner: Sie fahren aber auch die Nachrichten-Taktung hoch. Das heißt also, klassisches N24 zu Beginn jeder Stunde und dann werden Sie wieder magaziniger oder journalistisch vertiefender. Hat das die Ursache, weil Nachrichten dann doch in der Mehrfachverwertung pro Tag preiswerter werden oder ist das tatsächlich Ihr Anspruch mit BBC World z. B. zu konkurrieren?

[9:34]
Peter Limbourg: Ja, ich möchte inhaltlich schon mit den großen Anbietern, sei es BBC, Russia Today, Al Jazeera konkurrieren oder zumindestens in einem Wettbewerb stehen. Und … weil wir sonst in der Wahrnehmung der Welt einfach nach hinten kippen und das hat aber jetzt weniger Gründe der Effizienz oder sonst was, sondern ich glaube, dass die Deutsche Welle im Kern ein Informationssender sein muss und es auch von ihrer ganzen Genisis her war. Und ich glaube, dass wir damit am meisten erreichen und das ist eben eine Verbindung aus Aktualität und Hintergrund. Aber Sie können nicht auf die Aktualität verzichten, weil sonst guckt sie keiner, weil es ist ja nicht so, dass einer sagt: Au super, ich will wissen was los ist auf der Welt, gucke CNN, aber dann, wenn ich es verstehen will, gucke ich Deutsche Welle. Das ist ja lebensfremd. Das passiert ja nicht. Insofern brauchen Sie ein Angebot, ein zentrales, was die Leute nutzen und sie müssen aber natürlich auch keine metoo-Kopie jetzt an den Start bringen. Sondern sie müssen natürlich sagen: wir haben jetzt die Chance wieder einen Nachrichten- und Informationssender zu bauen, der wirklich crossmedial ist, also der sich aus dem Internet eben auch mitspeist und der jetzt nicht nur einfach versucht, linear was runter zu senden, sondern der immer jetzt diesen Ansatz der Nutzung aus dem Internet, der Interaktivität, der Partizipation eben immer mit auf den Fahnen hat, so dass wir dann auch wirklich der modernste Informations- und Nachrichtensender werden und nicht einfach versuchen, das, was die anderen bisher machen auch zu kopieren.

[10:53]
Jörg Wagner: Die Deutsche Welle ist ja ein Kind der ARD, also wurde von ihr gegründet damals von dem Nordwestdeutschen Rundfunk vor 61 Jahren, hat dann immer so einen Sonderstatus gehabt logischerweise, wegen der Finanzierung und auch einen Sonderstatus in der Art und Weise, wie ARD und Deutsche Welle zusammengearbeitet haben, inwieweit man auch Programmelemente ausgetauscht hat oder es gemeinsam produziert hat. Es gab immer das Problem der Weltrechte, Lizenzierungsgeschichten und auch die Frage, inwieweit gebührenfinanziertes Fernsehen möglicherweise diese Kombination belastet. Wie sehen Sie die Zusammenarbeit künftig mit den Landesrundfunkanstalten?

[11:28]
Peter Limbourg: Also es gab ja im vergangen Jahr einen Beschluss der Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin auf eine verstärkte Zusammenarbeit hinzu drängen und dieser Beschluss wird jetzt umgesetzt. Und ich muss sagen, das läuft sehr gut. Also ich habe jetzt auch seit meinem Amtsantritt einfach nur offene Türen gesehen bei der ARD. Das ist ein sehr kooperativer Geist. Die interessieren sich auch dafür, was man machen kann, gemeinsam machen kann. Also ich glaube, da wird es sehr viel stärker Kooperationen geben. Wir streben an, dass wir eben auch mit den kleineren Sendern der ARD und des ZDF, z. B. Phoenix stärker kooperieren, weil wir da eine ähnliche Zielgruppe haben, nämlich politisch Interessierte, Informationssuchende, Entscheider auch und die einen sitzen im Inland, aber man kann zusammen produzieren. Also insgesamt muss ich sagen, das wird sich, glaube ich, deutlich verbessern. Wir sind auf einem wirklich guten Weg. Und ich kann nur sagen als Privatfunker bin ich wirklich in der ARD ganz toll aufgenommen worden.

[12:28]
Jörg Wagner: Was immer so ein bisschen vernachlässigt wird in der Außenwirkung, dass die Deutsche Welle ja, ich glaube, in 30 Sprachen insgesamt sendet auch im Hörfunk. Welche Rolle spielt für Sie der Hörfunk? Ist das nur ein nurakustisches Medium, was ich jetzt ins Internet hinein verlagert mit Abschaltung der Kurzwellen oder sehen Sie da doch schon etwas wie ein Gesamtangebot Fernsehen, Online, Hörfunk als trimediales Gerüst?

[12:52]
Peter Limbourg: Also wir haben nachwievor Hörfunk auch mit an Bord, aber die Deutsche Welle hat sich Mitte des letzten Jahrzehnts von der weiten Ausstrahlung des Hörfunks verabschiedet. Also die Kurzwelle ist drastisch runtergefahren worden, weil natürlich in der Welt sehr viel weniger Kurzwelle genutzt wird oder fast gar nicht mehr. Wir haben noch Angebote im Hörfunk in Afrika Subsahara, in Kisuaheli und in Hausa sehr, sehr erfolgreich, wirklich. Und werden die auch weiter behalten, aber es liegt nicht im Schwerpunkt im Moment der Deutschen Welle, was man Bedauern kann, weil der Hörfunk ist natürlich auch ein tolles Medium, aber auch dort ist es eben so, wenn man in die Welt schaut, sie müssen für alle Frequenzen sehr viel Geld in die Hand nehmen. Es ist nicht mehr so, dass man einfach sagt, macht doch bisschen Radio und dann ist es schon gut, sondern so eine UKW-Frequenz in Lagos kostet sie auch ein paar hunderttausend Euro. Und deswegen ist es sehr schwer zu versuchen, alles gleichzeitig zu machen. Und deswegen müssen wir uns konzentrieren und da ist der Hörfunk jetzt nicht im Zentrum der Deutschen Welle.

[13:56]
Jörg Wagner: Das heißt, der Hörfunk wird irgendwann mal aufgelöst oder sich auflösenderweise nur noch Onlinemedium nennen oder wie stellen Sie sich das vor?

[14:05]
Peter Limbourg: Nein, ich glaube, wir müssen jetzt uns auch noch mal überlegen, wie wir intelligent und günstige Verbreitungswege finden. Das ist natürlich Internetradio. Aber ich kann jetzt nicht versprechen, dass wir jetzt komplett auf Radio wieder umschalten. Das wäre, glaube ich, der falsche Weg. Sie können ja auch so eine Strategie eines Hauses nicht die ganze Zeit rauf und runter ändern. Aber ich glaube, was wir uns überlegen müssen, wie wir gezielt in bestimmte Märkte auch Hörfunkangebote mit reinbringen können. Aber jetzt müssen wir erstmal, glaube ich, unseren Umbau hin zu einer Einheit .. weil wir legen ja auch viele viele Bereiche zusammen und versuchen in Zukunft effizienter und koordinierter zu arbeiten. Das ist jetzt mal eine ordentlicher Anstrengung für dieses Jahr. Und dann können wir gucken, wie wir mit dem Hörfunk umgehen und … aber es ist ein wichtiges Medium. Und was wir da tun können, machen wir.

[14:55]
Jörg Wagner: Noch ganz kurz was zu diesem Umbau, weil er so, zumindest medial für Erregung sorgte. Sie müssen natürlich, wenn Sie die Nachrichtenstrecke ausbauen wollen, nicht nur von der Sendezeit her anderen was wegnehmen, also ‘wegnehmen’ im Sinne, dass natürlich dann Programmfläche freigeräumt werden muss, sondern auch finanziell. Da gab es Erregung, dass Sie deutsche Magazine sterben lassen wolle. Das hat sich inzwischen relativiert, weil teilweise davon auch falsch berichtet wurde. Aber wie wird so die Gewichtung sein tatsächlich in Ihrem Programm? Wie viel wird journalistisch vertiefend sein und wie viel wird tatsächlich nachrichtlich aktuell sein?

[15:29]
Peter Limbourg: Also ich glaube, das ist unterschiedlich von linearem Sender zu linearem Sender, denn das ist so, dass wir im Deutschen, wenn wir die Nachrichtenflächen auch erhöhen und wenn wir wieder eine berechenbare Nachrichtengebung anstreben … bisher war es ja so, dass man nicht genau wusste, wann, wie lange Nachrichten bei der Deutschen Welle laufen im Deutschen Programm, was ich als sehr schlecht empfunden habe. Ich möchte, dass man da immer weiß: Zur vollen Stunde bekommst du deine 10-15 Minuten Nachrichten, vielleicht auch mal länger, aber das ist sozusagen ein Basisangebot und dann wird es sehr viele Übernahmen auch von ARD und ZDF geben, informationsorientierte Übernahmen. Und im englischsprachigen Kanal würden die Nachrichtenflächen deutlich ausgeweitet und die Informationsflächen und dort wird es aber für alle Bereiche, die die Deutsche Welle ausmachen: Kultur, Musik, Wirtschaft Politik, Sport wird es dort Flächen geben, feste Flächen geben, so dass wir, glaube ich aber, in ein wirklich großflächiges Programm dort konkurrenzfähiger werden, als in einer sehr kleinteiligen Magazinen-Welt. Und Magazine sterben lassen, ist, glaube ich – in der Tat Sie haben gesagt, da ist viel falsch berichtet worden – aber wie bei jedem Umbauprozess und bei jedem Strategiewechsel, werden Sie immer Leute haben, die das jetzt nicht so toll finden. Aber ich habe das Gefühl, dass die Mehrheit der Mitarbeiter der Deutschen Welle diese Strategie richtig finden und es auch gut finden, dass was passiert.








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One thought on “Mehr Nachrichten – in Englisch. Wie deutsch bleibt die Deutsche Welle?

  1. Eindeutig das Vernuenftigste was man mit der Deutschen Welle machen koennte – waere diese unnuetze Geldfressmaschine sterben zu lassen oder einen vernuenftigen Intendanten zu finden und was anderes als nur Boulevard und Unsinn in der Welt verbreiten zu wollen…

    J.D.

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