31.12.2014: Abschaltung der Langwelle

Das unaufällige Sterben des analogen Rundfunks

Kai Ludwig im radioeins-Studio
Kai Ludwig im radioeins-Studio

Gesamt-PodCast

Download (verlinkte Audio-Quelle: rbb, radioeins)

Mit dem Abschalten des Langwellensenders in Zehlendorf bei Oranienburg durch das Deutschlandradio zum Jahresende verschwindet nicht nur Rundfunkgeschichte. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung Digitalradio.

Noch spielt sie im Radio: 177 kHz (radioeins-Studio)
Noch spielt sie im Radio: 177 kHz (radioeins-Studio)

Was: Studiogespräch mit O-Tönen
Wer: Kai Ludwig, Fachmann für Rundfunktechnik und -empfang
O-Töne:
1. Abschalthinweis 177 kHz
2. Radio Wolga
3. Radio Wolga
4. Radioropa 261
5. Abschaltung Radioropa 261
6. Stimme der DDR
7. DS Kultur mit DX-Aktuell
8. Umschaltung von analoger auf digitale Langwelle, 2005
9. Interview Rainer Kampmann, Verwaltungs- und Betriebsdirektor Deutschlandradio
Wann: veröffentlicht am 27.12.2014/18:05 Uhr im radioeins-Medienmagazin, rbb und gekürzt am 28.12.2014 im inforado, rbb, 10:44/15:44/23:45/01:45/03:45

357 Meter hohe Hauptantenne der Sendestation Zehlendorf
357 Meter hohe Hauptantenne der Sendestation Zehlendorf

Vgl.:
* Deutschlandradio-Langwellen abgeschaltet

(Fotos: © Jörg Wagner; Kai Ludwig)

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7 thoughts on “31.12.2014: Abschaltung der Langwelle

  1. http://www.dxaktuell.de/2015/01/seewetterbericht-deutscher-wetterdienst-will-neue-kw-sendungen-starten/

    hier mal etwas erfreuliches für alle die gerne mal in den AM Bereich reinhören .
    @ Kai
    danke für den ausführlichen bericht , sehr interessant .das der gesprengte mast von da kam hatte ich schon mal irgendwo gelesen .schade auch das der ndr um 9:00 abgeschaltet hat ,so konnte ich die letzten min nicht miterleben ,im winter war die 972khz auch tagsüber in Oranienburg oft gut zu empfangen .
    wenn der dlf ,mal vor ein paar jahren genauso ,,Werbung “ für DRM gemacht hätte ,dann wären die LW/MW Sender auch heute bestimmt noch rechnerisch tragbar .im Ausland wird davon ja mehr gebrauch gemacht .
    ich lese ja auch , nachdem die einzelnen Sender abgeschaltet wurden (mdr, swr,afn,vor) das die masten sehr schnell umgelegt werden ,ich freue mich aber jedes mal das der mw Sender in Zehlendorf/Oranienburg noch die Antenne trägt und dieser noch steht .
    die Sender dort sind ja auch erst vor ein paar jahren erneuert wurden
    http://www.transradio.de/index.php/de/500kw-lw-zehlendorf
    das eine bild mit zwei masten täuscht ,der linke ist (MW) küzer und steht weiter in Richtung des fotografen ,der recht ist der (LW) mast .
    bei meinen Beschwerden beim dlf ,zu der Abschaltung ,schrieben sie mir ,daß sie für hörer im Ausland nicht zuständig wären ,mich wundert dabei nur das zum bsp.der Sender Braunschweig mit 800kw ausgelegt ist und jetzt in Berlin und Umland auch gut mit den zur zeit gefahrenden 200kw empfangbar ist ,dann hätten ja auch 200kw gereicht und im drm Modus sollen ja sogar noch weniger kw von nöten sein .der Tscheche auf 270khz ist mit 50kw auch zu hören nordlich von Berlin .

  2. Der Witz damals bei der Presseveranstaltung in Britz war, daß für Beschallung und Aufnahme auch noch ein Schnellreportagewagen vor der Tür stand. Es wäre sicher kein großer Aufwand gewesen, dessen Mischpultsumme noch in den Modeingang des Senders einzuspeisen (kann mir auch wirklich keinen Mitarbeiter einer Staatskanzlei vorstellen, der nichts besseres zu tun hätte, als sich mit so einer Aktion zu beschäftigen – nur falls jetzt wer mit Medienrecht ankommen sollte).

    Umgekehrt lief es auch schon so: Als Deutschlandradio Kultur die Langenberg-Frequenz vom BFBS übernehmen konnte, passierte auch nichts weiter, als den Sender in das laufende Programm hineinzuschalten. Irgendwelche Begrüßungen des Ruhrgebiets, sei es im Programm oder als Außenveranstaltung? Fehlanzeige.

    Und als AFN den Mittelwellensender bei Oberursel abschaltete, lief das wiederum so ähnlich ab wie in Britz: Im Senderhaus großes Brimborium mit Fernsehaufnahme und salutierender Kommandeurin, draußen brach einfach mitten im Satz der Träger ab.

    Zum Stichwort DAB mal ein Aspekt, der wenig bekannt zu sein scheint: Natürlich kann man das alles ausbauen und es gibt da auch Konzepte der Media Broadcast. Es waren sogar schon Preise zu lesen, die von den Programmveranstaltern dann für das entsprechend umfangreichere Sendernetz zu zahlen wären. Und zwar auch von den kommerziellen Veranstaltern, die das dann auch irgendwie refinanzieren müssen. Genau da liegt nämlich der Pferdefuß, im Grunde der Geburtsfehler des (von der Medienpolitik, nicht etwa vom Deutschlandradio erfundenen) Konstruktes „Bundesmux“.

    @Robert: Dazu hier mal noch der Bericht von damals. Das ist übrigens ganz typisch: Die ganzen AM-Sender in Deutschland sind fast alle erst vor wenigen Jahren modernisiert worden.

    Der Norddeutsche Rundfunk hat am 16.09.2011 einen Antennenmast seiner Sendestation in Hamburg gesprengt, da seine weitere Vorhaltung aufwendigere Wartungsarbeiten erfordert hätte.

    Dieser Mast stammte aus der 1937 in Betrieb gegangenen Sendestation Osterloog, etwa 10 km nordöstlich von Aurich. Er diente dort als einer von vier jeweils 120 Meter Reflektormasten, die zusammen mit zwei jeweils 150 Meter hohen gespeisten Masten eine Richtantenne für Ausstrahlungen in Richtung England bildeten. Der dazugehörige Mittelwellensender hatte eine Leistung von 100 kW; es handelte sich anscheinend um eine Anlage der Firma Telefunken, wie sie auch in Berlin-Tegel installiert und von dort 1948 nach Königs Wusterhausen umgesetzt wurde.

    Ab Juni 1945 lief über den Sender Osterloog mit geänderter Antennenkonfiguration zunächst das Programm des British Forces Network, das 1946 dann auf eine Kette aus Mittelwellen-Kleinsendern wechselte. Den Großsender Osterloog übernahm stattdessen die BBC für ihre Auslandsprogramme. Nach Erinnerungen von Zeitzeugen hatte sie neben der Übertragungsleitung für das Programm auch eine direkte Kommandoverbindung eingerichtet, auf der bei Sende- oder Modulationsausfällen sofort angerufen wurde, um die Mitarbeiter in englischer Sprache zu beschimpfen, der Sabotage zu bezichtigen und damit nur von der Entstörung abzuhalten.

    Ab 1952 liefen die BBC-Ausstrahlungen aus Osterloog auf der Frequenz 1295 kHz, welche die BBC seinerzeit auch über die Anlagen des Senders Freies Berlin in der Stallupöner Allee nutzte. 1962 beendete die BBC die Nutzung des Senders Osterloog und verlegte die Frequenz zum Großsender Crowborough (etwa 50 km südlich von London), der bis dahin auf 1340 kHz gearbeitet hatte. 1982 wurde die aus dem Jahre 1942 stammende Sendeanlage in Crowborough stillgelegt und durch den Sender Orfordness bei Ipswich ersetzt, wo die heute 1296 kHz lautende Frequenz inzwischen nur noch in geringem Umfang genutzt wird. [Bzw. nun 2015 überhaupt nicht mehr; wie man hört, kann man das Thema wohl auch insgesamt abhaken, spätestens nachdem mal die Plörre auf der Sendeanlage stand.]

    Für eigene Zwecke installierte der damalige Nordwestdeutsche Rundfunk in Osterloog 1950 einen 20 kW starken Kurzwellensender, dem 1952 eine zweite Anlage gleicher Bauart folgte. Sie waren für das Kurzwellenprogramm des NWDR bestimmt, aus dem 1953 die Deutsche Welle hervorging. Ab 1956 ersetzte die (im März 2010 stillgelegte und inzwischen weitgehend abgerissene) Sendestation Jülich den Kurzwellenbetrieb in Osterloog, der 1957 endete. Einer der beiden Sender wurde anschließend nach Jülich umgesetzt und dort noch bis 1963 genutzt.

    Nach dem Rückzug der BBC gab der NDR den Standort Osterloog auf. Einer der Antennenmasten wurde nach Hamburg umgesetzt und dort bis zu seiner jetzigen Sprengung als Reserveantenne für die Mittelwelle genutzt. 1964 verkaufte der NDR die Sendestation schließlich an die Deutsche Bundespost, die sie dann bis 1996 für Kurzwellen-Seefunk (Norddeich Radio) nutzte und hierfür völlig umbaute.

    Auf der Hamburger NDR-Sendeanlage Moorfleet/Billwerder verbleiben damit noch die Mittelwellen-Hauptantenne sowie der 304 Meter hohe Mast der UKW- und DVB-Antennen. Bei der Mittelwellenantenne handelt es sich um einen 184 Meter hohen selbststrahlenden Rohrmast, dem später noch ein 77 Meter hoher Fachwerkmast beigestellt wurde. Dieser diente der Abschwächung des Sendesignals in Richtung Ukraine, die der 1978 in Kraft getretene Genfer Wellenplan dem NDR zur Auflage machte.

    Anfang 2010 hatte der NDR für den Standort Hamburg einen neuen, 100 kW starken Mittelwellensender in Auftrag gegeben. Er löst die bislang genutzte Senderanlage aus den 80er Jahren ab, die ebenfalls schon von der heutigen Berliner Firma Transradio geliefert wurde. Es handelte sich dabei um zwei Sender mit einer Leistung von jeweils 300 kW, wie sie seinerzeit auch RIAS Berlin auf 990 kHz und der Süddeutsche Rundfunk auf 567 kHz einsetzten. Sowohl dort als auch in Hamburg ist die Sendeleistung aus Kostengründen inzwischen auf 100 kW beschränkt worden.

  3. … und vorher immer schön modernisieren … der Hörer zahlt ja.
    Die Sender sind gerade mal 6 Jahre alt beim Deutschlandfunk und ein wenig älter beim Deutschlandradio.
    http://www.transradio.de/index.php/de/referenzen
    Moderne, fast wartungsfreie Technik für den Schrott – danke für’s Gespräch.
    Und der Hörer wundert sich – DAB+ ist einfach nicht verfügbar hier im Südschwarzwald

  4. Radio Suisse Romande hat unmittelbar vor der Abschaltung des MW-Senders Sottens 765 kHz eine mehrstündige Sondersendung ausgestrahlt, nach meiner Erinnerung live und vom Senderstandort. So fein geht es auch.
    Doch würdelose Abschaltungen haben beim Deutschlandradio inzwischen eine gewisse Tradition: für mich unvergessen D-Radio-Intendant Steul, der persönlich zur Endabschaltung des MW-Senders Berlin-Britz schritt und sich beim Druck auf den Notaus-Knopf von Journalisten eitel fotographieren und filmen ließ, während es im auf 990 kHz gerade noch laufenden Programm nichtmal einen Hinweis gab, sondern mitten im gerade gesprochenen Satz gekappt wurde. Intendant und Hörer wie Sonnenkönig und Untertanen.

    Die Langwelle 177 kHz habe ich bereits gestern beim Autofahren in Nordhessen vermißt, als UKW mal wieder nur Bruchstücke des Programms von DeutschLandradio kultur ins Autoradio lieferte. DAB+? Hab ich nicht und gibts hier auch nicht!

  5. Ich habe diesbezüglich einen artikel gelesen , das der ndr vor ein paar jahren den resevemast MW hat umlegen lassen und sich die anwohner erschrocken haben das es einen knall gab .ich habe ja nicht mal eine Mitteilung seitens des dlf auf ihrer eignen seite gefunden , wo sie von der durchgeführten Abschaltung geschrieben haben .
    Gruß ROBERT

  6. Um 1.00 Uhr war das Thema, was den Sender Donebach betrifft, aber noch nicht durch. Hier der Bericht; wer bei sowas immer ganz große Ohren kriegt, ist mal wieder voll auf seine Kosten gekommen:
    http://www.radioeins.de/programm/sendungen/medienmagazin/radio_news/beitraege/2014/langwelle.html

    Wenn wir von Enttäuschungen sprechen wollen, bezieht sich das bei mir auf die krumme Zeit 23.55 Uhr, denn damit haben sie mich und mindestens noch jemand anderes reingelegt. Hatte zwar eine Kassette auf der 177 mitlaufen, aber in der Qualität ist es inzwischen schon anderweitig im Internet aufgetaucht, womit es sich erübrigt, das noch einzuspielen.

    Ansonsten ist die Methode selbst (Träger weg, bumms, aus, Feierabend) quasi internationaler Standard. Wo es Initiativen gab, etwas zu tun, waren sie in der Regel nicht erwünscht und wurden unterbunden. Die einzige mir gerade geläufige Ausnahme aus der jüngeren Vergangenheit (abgesehen von den Fällen, wo gleich die ganzen Programme dichtgemacht wurden) ist YLE in Finnland vor sieben Jahren.

    Beim NDR rechne ich auch mit nichts anderem. Dort ist die Abschaltung in weniger als zwei Wochen ja noch nicht einmal kommuniziert, was es m.E. so auch noch nicht gegeben hat.

  7. Hallo , das thema langwelle hat sich nun erledigt in deutschland .sang und klanglos hat sich das DEUTSCHLANDRADIO KULTUR kurz vor mitternacht mit dem bekannten hinweis ,das die Ausstrahlung endet .ich bin schon etwas enttäuscht das sie nicht noch eine extra ansage und ein gesundes neues jahr den hören gewünscht haben .ich bin der Meinung das dlf auf 207 khz schon etwas eher die modulation verloren hat , aber der Träger war noch in der luft .die 153 khz hat sogar noch nach 0:15 uhr gesendet , wie lange genau kann ich bedingt durch die Silvesterfeier nicht sagen .ein gesundes neues jahr 2015 wünscht ROBERT

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