Stephan Lamby: „Ich bin freischwebender Geist“

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Was: Audio-Interview zum Dok-Film „Nervöse Republik“
Wer: Stephan Lamby, Autor, Dok-Filmer, Produzent und Geschäftsführer ECO Media
Wann: rec.: 29.03.2017, ca. 22:30 Uhr
Wo: Berlin, Kino Babylon

Vgl.: Reaktionen einiger Protagonisten auf die Doku

Politiker und Medienvertreter erleben gegenwärtig einen starken Legitimitäts-Druck. Debatten werden mit ungewöhnlicher Schärfe, teilweise rüde und pöbelnd auf Straßen und in sozialen Medien ausgetragen. Propaganda, Lügen, Gerüchte, Verschwörungstheorien und Hass sind die elementare Bestandteile eines Misstrauens gegenüber etablierten Strukturen. Parallel driften gewohnte politische Strukturen weltweit auseinander. Das ist der Ausgangspunkt für die beobachtende und hinterfragende Dokumentation „Nervöse Republik“ des Filmemachers Stephan Lamby.


(wörtliches Transkript)

[0:00]
Jörg Wagner: Stephan Lamby, was sind Sie? Sind Sie Aktivist, sind Sie Kämpfer? Was sind Sie genau?

[0:05]
Stephan Lamby: Ich bin Journalist. Und Journalisten können kämpfen, aber für hehre Ziele wie: Wahrheit, Gerechtigkeit, aber nicht gegen Parteien und gegen einzelne Politiker. Also, ich bin, wenn Sie so wollen, Berichterstatter. Außerdem bin ich von Beruf Dokumentarfilmer.

[0:21]
Jörg Wagner: Aber, Sie haben bestimmt irgendeinen inneren Antrieb gehabt, diesen Film zu machen. Was war der konkrete Auslöser dafür?

[0:29]
Stephan Lamby: Der Jahreswechsel 2015/2016 und das völlig veränderte politische Klima in Deutschland auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Ich hatte den Verdacht, dass die Veränderungen, die wir da erleben, bleiben würden und nicht weggehen würden, wenn sich das Thema Flüchtlingskrise zurück entwickelt. Und ich sollte recht behalten, also das vergangene Jahr 2016 und Anfang 2017 wird von fast allen, die ich da gesprochen habe als Zeitenwende beschrieben. Wir hatten es mit brexit zu tun, mit Trump, die AfD ist in elf Landesparlamenten. Also, es hat sich so viel verändert und auch die Art und Weise wie Öffentlichkeit hergestellt wird. Die Mechanismen, die wirken, sind inzwischen andere als vor fünf, sechs Jahren. Insofern war der Verdacht richtig und hat sich bestätigt. Wir hatten sehr früh den Arbeitstitel “Nervöse Republik” und zwischendurch hatte ich das Gefühl, man hätte den Film auch “Hysterische Republik” nennen können. Deshalb ist “Nervöse Republik” noch ein verhältnismäßig blasses Wort.

[1:31]
Jörg Wagner: Ich nehme mal eine Frage aus dem Film und richte sie in Ihre Richtung. Wo sind Sie? Sind Sie oben oder unten als Journalist in der Gesellschaft?

[1:41]
Stephan Lamby: Ich bin freischwebender Geist. Und lasse mich nicht verorten: oben, unten, links, rechts. Können Sie gerne stellen die Frage, ist in Ordnung. Ich bin nicht Teil der Lügenpresse. Ich hatte …

[1:54]
Jörg Wagner: Der Film läuft in der ARD.

[1:57]
Stephan Lamby: Na, ich hab’ mit Menschen in Dresden gesprochen bei einer PEGIDA-Demo, die sind auf mich zu gestürmt und haben gesagt, Du kriegst doch Deine Befehle aus Berlin oder sogar aus Washington. Ja, mag ja sein, dass die mich so sehen.
Aber Sie fragen nach meinem Selbstverständnis. Und, ob ich oben oder unten, links oder rechts bin, also um ehrlich zu sein, die Frage stellt sich mir nicht.
Wenn Sie so wollen, ich stehe eher am Rande und beobachte.

[2:26]
Jörg Wagner: Wie schaffen Sie es für sich, diese Unabhängigkeit, diesen schwebenden Zustand zu organisieren? Sie werden bezahlt aus Beitragsmitteln. Sie sind sozusagen in einem etablierten Medium, was von einigen – ich sag mal jetzt – Demonstranten als Lügenpresse bezeichnet wird, aber Sie wollen genau mit Ihrem Film, so habe ich das verstanden, dieses Klischee aufbrechen. Sie stellen sich der Diskussion, bieten ja auch diesen Film als Diskussion an, aber er wird von denen, die eigentlich eingeladen sind zur Diskussion nicht gesehen werden, möglicherweise.

[2:59]
Stephan Lamby: Wen meinen Sie?

Jörg Wagner: Na den AfD-Wähler, der sich nur auf Facebook orientiert, weil das …

Stephan Lamby: Wie kommen Sie denn darauf? Also,wenn der Film in der ARD läuft an einem Mittwoch, um 22:45 Uhr haben Sie so zwischen anderthalb und zwei Millionen Zuschauer. Das sind einige Fußballstadien. Außerdem läuft der Film auf diversen Dritten Kanälen, auf Phoenix, Teile davon in sozialen Medien. Wir haben eine eigene Videoplattform und stellen Teile dieses Films auch als Rohmaterial Online. Die Interviews. Also, es wird schwer, glaube ich, wenn man ein bisschen Interesse für Politik hat an dem Film vorbeizukommen Mitte April.

[3:40]
Jörg Wagner: Aber Sie thematisieren die Filterblase. Sie zeigen zwei Jugendliche, die sich vornehmlich auf Facebook auf der PEGIDA-Seite informieren. Die Leute werden Sie nicht erreichen.

[3:48]
Stephan Lamby: Auch das weiß ich nicht, weil ich den Verdacht habe, dass auch einige der PEGIDA-Bewegung sich des Themas annehmen und auf diesen Film schauen und wie auch immer, ob freundlich oder unfreundlich, möglicherweise eher unfreundlich darüber berichten und das ist natürlich ein prima Hinweis auf die Ausstrahlung des Films insofern … ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Mitglieder der PEGIDA-Bewegung sich den Film vornehmen und das teilen, liken, was weiß ich, nur zu.

Vgl.: Nervöse Republik (vollständige Fassung von „dbate“, YT-Plattform von ECO Media)



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