Wolfgang Blau: Die Zukunft des Journalismus

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Was: Impulsvortrag während des VDZ Publishers‘ Summit17
Wer: Wolfgang Blau, President Condé Nast International
Wo: Berlin, Alexanderplatz, bcc, Großer Saal
Wann: 07.11.2017, 12:00 Uhr

Vgl.: VDZ: Journalistenrunde „Journalismus der Zukunft“




(wörtliches Transkript, Auszug, Hörverständnisfehler vorbehalten)

(…)

[16:04] Ist es die Aufgabe des Journalismus, gesellschaftliche Kohäsion, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern und herzustellen? Der Journalismus hat natürlich gesetzliche Pflichten: Opferschutz, Minderheiten nicht zu verunglimpfen … aber hat er auch die Pflicht, gesellschaftliche Kohäsion zu sichern. Oder ist das bereits eine Parteinahme des Journalismus? Ich glaube, die Pflicht des Journalismus ist natürlich, die Welt so abzubilden wie sie ist, zu berichten. Die zweite Pflicht ist, bestehende oder eventuell drohende Missstände zu beleuchten. Das macht der Journalismus im Großen und Ganzen in Deutschland, wie ich finde, sehr gut. Aber ich glaube, es gibt in Zeiten wie diesen noch eine dritte Pflicht, nämlich die Welt auch so zu beschreiben, wie sie sein könnte.

[16:54] Ich glaube, es ist eine genuin journalistische Aufgabe – und wenn Sie sagen, das ist nicht unsere Aufgabe, das ist die Aufgabe der Politiker, die Visionen formulieren sollen oder Philosophen in Universitäten … ja, ja gewiss. Aber wer wird es machen, wenn sie es nicht tun? Gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht vermutlich durch zwei wesentliche Elemente: ein gemeinsames Verständnis darüber, wie wir unsere Vergangenheit betrachten und bewerten – und das ist natürlich wie Sie unschwer erkennen können – eine der Konfliktlinien auch mit der AfD. Aber in dem Maße wie dieses definierende Katastrophen-Ereignis der deutschen Vergangenheit weiter in die Vergangenheit rückt, wird auch für Deutschland eine Definition über gemeinsame Zukunftsentwürfe, inspirierende Zukunftsentwürfe immer wichtiger.

[17:40] Was bisher ja eher ein amerikanischer Ansatz war, dass sich in vieler Hinsicht Stärke über ein gemeinsames Zukunftversprechen definiert hat, als über eine gemeinsame Interpretation der Vergangenheit.

[17:54] Die dritte Frage liegt mir am meisten am Herzen, bin ich am stärksten engagiert drin: Kann Deutschlands Journalismus es sich eigentlich noch erlauben im europäischen und auch im internationalen Diskurs nicht wahrgenommen zu werden? Die wichtigsten Themen unserer Zeit: die Zukunft Europas, Klimawandel, so genannte Flüchtlingskrisen, die eben keine Krisen sind, weil sie nicht vorübergehend sein werden, sondern eine Lebensrealität sind, sind allesamt internationale Themen, werden aber in jedem europäischen Land, Land für Land im jeweiligen Sprach-Silo dieses Landes diskutiert, was natürlich auch unerlässlich ist. Die Geschichte Europas, das Narrativ Europas und nicht nur der EU, sondern auch des Euro, von dem unser Wohlergehen abhängt, wird Asien gegenüber und den USA gegenüber von britischen Medien erzählt und zwar fast ausschließlich.

(…)









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