Fritzchef übernimmt Verantwortung – rbb trennt sich von Ken Jebsen

Ken Jebsen: Mikro und Kopfhörer abgegeben | Foto: © rbb/Thomas Ernst


Die Causa Jebsen hat nach den letzten zwei Sendungen KenFM (13.11/20.11.2011) im rbb-Programm Fritz zu neuen Konsequenzen geführt. Zunächst hatte der rbb in intensiven Gesprächen mit dem Fritz-Programm-Management und Moderator Ken Jebsen „klare Absprachen getroffen“ (rbb-Presseinformation, 07.11.2011) infolge dessen u. a. die redaktionelle Unterstützung verstärkt wurde. Dabei getroffene verbindliche Vereinbarungen seien, so rbb-Programmdirektorin Claudia Nothelle jetzt, „wiederholt nicht eingehalten“ worden. Zusätzlich ist die Bestandsaufnahme von vergangenen Sendungen KenFM offenbar so negativ ausgefallen, dass KenFM aufgegeben wird:

„In der Sendung ‚KenFM‘ liefen in den vergangenen Monaten mehrere nicht ausreichend redaktionell geprüfte und abgenommene Beiträge. Zudem hat der Moderator ohne Abstimmung mit der Redaktion Beiträge auf der Seite „KenFM.de“ online gestellt.“ (rbb-Presseinformation vom 23.11.2011/16:25)


Die Konsequenz:
1. Stefan Warbeck als Programmchef übernimmt die Verantwortung für redaktionelle Versäumnisse und gibt auf eigenen Wunsch die Chefposition auf.
2. Der rbb trennt sich von Ken Jebsen.

Ken Jebsens Reaktion am Mittwochabend 23.11.2011 ca. 19:25 Uhr

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„Stellungnahme. Soeben erfahre ich aus der Presse, dass meine über 18jährige Tätigkeit bei Radio Fritz mit sofortiger Wirkung beendet wurde. Als Begründung wird behauptet, ich hätte mich zuletzt wiederholt nicht an verbindliche Vereinbarungen über die Gestaltung der Sendung KenFM gehalten. Dieser Vorwurf wird von mir zurück gewiesen. Auf Grund laufender Verhandlungen erfolgt derzeit keine weitere Stellungnahme. Euer Ken Jebsen.“


Mehr ist leider nicht zu erfahren. So bleibt auch im Dunkeln, warum Ken Jebsen seine Audiobotschaft mit einem Foto vom chinesischen Platz des Himmlischen Friedens 1989 kombiniert, als die Parteiführung den Protest von Studenten mit Panzern niederwalzte.


Kurze Zeit später dann doch noch eine Stellungnahme. Sie ist als eine typische KenFM-Audioproduktion zu erkennen und erzählt indirekt den Fall Jebsen via Witz-Parabel aus seiner Sicht. Aus einem harmlosen Witz wird todernstes Spiel.

Das kann Sie Ihren Job kosten. Aus der Nummer kommen Sie nie wieder raus!


Am Ende Schüsse. Als dieser Audiokommentar nach dem 06.11.2011, dem Aussetzen seiner Sendung wegen der Antisemitismus-Vorwürfe, produziert wurde, hatte Ken Jebsen noch seinen Job.

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Update 26.11.2011
Die Nachrichtenlage ist äußerst dünn. Die Bereitwilligkeit Informationen preiszugeben, wird von der Logik möglicher juristischer Auseinandersetzungen bestimmt. Wer sich zu früh in die Karten sehen lässt, hat vermutlich einen Nachteil in einem wahrscheinlichen Prozess.

Das ist das normale Ritual. Das ist gängige Praxis. Das empfiehlt Ihnen der Rechtsanwalt Ihres Vertrauens. Deshalb steht, anders als noch vor vierzehn Tagen, rbb-Programmdirektorin Claudia Nothelle nicht für ein Interview mit dem radioeins-Medienmagazin zur Verfügung. Deshalb wird rbb-Unternehmenssprecher Justus Demmer die rbb-Position in relativ knappen Worten erläutern und Ken Jebsen innerhalb einer Minute seine.

Das ist unbefriedigend. Aber hier stehen zwei Interessen im Konflikt. Transparenz und Prozess-Taktik. Offenbar ist beides nicht vereinbar. Generell. Wie heißt es immer so schön: Sie haben das Recht zu schweigen … Das öffnet leider Raum für Spekulationen und Verschwörungstheorien. Die Deutungshoheit übernehmen andere. Das wissen Prozessparteien. Sie nehmen es in Kauf.

Die journalistischen Rahmenbedingungen sind daher äußerst eng. Vor solchen Interviews ist es unausweichlich auszuloten, was machbar ist. Hören Sie das Resultat im konkreten Fall, bei dem zu Beginn rbb-Unternehmenssprecher Justus Demmer die Ereignisse Mitte der Woche zusammenfasst:


Download (verlinkte Audio-Quelle: radioeins-Medienmagazin, rbb, 26.11.2011)


Update 27.11.2011
Sonntag. Der erste Sonntag nach der Absetzung der Sendung KenFM. Per Facebook teilt Ken Jebsen seinen Hörern mit, was er für die Sendung geplant hatte. Dieser Sendeplan wird hier vollständig dokumentiert:

Liebe KenFm Hörer. Als Thema für diesen Sonntag hatten wir vorgeschlagen: „Zweierlei Maß?“ und wurde am 21.11.2011 der Chefredaktion von Fritz zur Abnahme im Haus vorgelegt.
Wir hatten drei hochkarätige Telefoninterviewpartner zu drei elementaren Themen recherchiert.>1. Die USA stehen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit,rangieren im Ranking aber immer noch auf AAA Status.Europäische Staaten mit ein…em deutlich geringeren Staatsdefizit werden hingegen abgewertet. Zweierlei Maß?
Diese Frage beantwortet uns Dirk Müller, genannt Mister Dax,das Gesicht der deutschen Börse.

http://www.cashkurs.com/Kontakt.71.0.html

2.Der Konflikt mit dem Iran spitzt sich zu. Aus den aktuell vorgelegten Memoiren von Mohammed el-Baradei (bis November 2009 Generaldirektor der IAOE) geht hervor „es gibt keine Alternative zur Diplomatie, wenn man eine atomwaffenfreie Welt wünscht“. Unsere Frage: wer beurteilt überhaupt ,ob Atomwaffen in den Händen von xy eine Gefahr für den Weltfrieden darstellen, oder aber das Konzept der Abschreckung unterstützen? Unser Gesprächspartner ist Daniele Ganser, Historiker und Friedensforscher an der Uni Basel.
http://www.danieleganser.ch/Kontakt.html

3.Die Menschenrechtscharta von 1948 ist bindend für alle Staaten der Welt. Kriegsverbrecher werden in Den Haag vor den internationalen Gerichtshof gestellt und erhalten hier ein rechtsstaatliches Verfahren. Außer sie sitzen in Guantanamo fest. Dann sehen die Gefangenen nicht einmal einen Anwalt. Widerspricht das nicht internationalem Recht? Unser Gesprächspartner: Prof. Dr. Joachim Wieland, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Mitglied des Verfassungsgerichtshofes,vertritt in Rechtsfragen den Bundespräsidenten.
http://www.dhv-speyer.de/wieland/Lehrstuhlinhaber.htm

Als Band war unter anderem „Northern Lite“ angefragt. Schade, dass diese Sendung jetzt nicht auf Radio Fritz ausgestrahlt wird.

Euer Ken Jebsen & Crew

Vgl.:
* KenFM 28.01.2007 (!)

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* radioeins-Medienmagazin vom 12.11.2011
* rbb-Pressemitteilung vom 23.11.2011 auf fritz.de
* „Lieber Stefan …“, Blog Stackenblochen von Holger Klein
* Ken Jebsen nach seinem Rausschmiss, Märkische Allgemeine Zeitung, 25.11.2011
* Krudes Geblubber, Die Zeit, 49/2011 via zeit.de








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8 thoughts on “Fritzchef übernimmt Verantwortung – rbb trennt sich von Ken Jebsen

  1. @Kurti
    Nicht der Sudel-Hendrick irrt sich. Der ist sicher so einiges aber ganz sicher nicht dumm. Nazis gehen dem am A. vorbei, mit denen unterhält er sich sogar – nachzuhören in einem Video bei Youtube. Ken Jebsen macht er auf perfide Art fertig und ist zu keinem Gespräch mit ihm bereit – nachzuhören auf dieser HP hier. Wer KenFM gehört hat, weiß, dass Ken Jebsen für Friedfertigkeit und kritischen Blick steht. Wer KenFM gehört hat, weiß, dass die Beschuldigung des Antisemitismus gegen Jebsen haltlos ist. Und ich bin überzeugt, dass Sudel-Hendrick das auch ganz genau weiß. Nur weshalb bekämpft er dann KenFM? Ich bin überzeugt, der weiß ganz genau, was er da tut. Aber wissen wir, wofür der Sudel-Hendrick wirklich steht? Möglicherweise ganz einfach für das, wogegen Ken Jebsen antrat: Volksverdummung, Kriegstreiberei, Imperialismus.
    PS: Ja, ich bin Legasteniker.

  2. @P. Moser „Es fehlt mir der Innenblick“ – Der nützt hier auch wenig. Wie ich oben schon schrieb: Die Nachrichtenlage ist äußerst dünn. Was meint, autorisierte Informationen gibt es kaum.

  3. Leider weiß man nicht was genaus der RBB Ken Jepsen vorwirft. Es fehlt mir an Innenblick.
    Von Außen habe ich den Eindruck, dass der Sender Fritz immer mehr an Charakter und Substanz verliert. KenFM war ein Teil eines freier und unabhängigen Jugendradios, das immer mehr verschwindet hinter der schnöden Unterhaltung eines 0815 Radiosenders, den zu hören sich dann irgendwann nicht mehr wirklich lohnt..

  4. Wow… wirklich super kritisch dieser Beitrag… Nur was will uns der Autor damit sagen?
    Das eine im Vertrauen auf Verschwiegenheit geäußerte Gefühlsregung ausreichen kann um unverhältnismäßige Reaktionen auszulösen? Dass derjenige, welcher die Vertraulichkeit bricht am Ende vom selbst aufgestachelten Mob gelyncht wird? Wenn das eine Parabel auf die Geschehnisse rund um Broder und jebsen sein soll, so verstehe ich sie nicht…
    Mir bleibt hängen, dass man ganz vorsichtig damit sein soll, mit wem man konspirativ Wahrheiten über ein herrschendes System austauscht. Der andere könnte ein Spitzel sein. Die gleiche Paranoia über unterdrückte Meinungen teilen im übrigen alle Extremisten – vom rechtsextremen „Man wird ja wohl noch über Ausschwitz reden dürfen!?“ bis zum linksextremen Mantra vom „faschistoiden Unrechtsregime des Kapitalismus“.
    Oder ist es Bedauern darüber, dass Herr Broder von KenFM so hart angegangen wird, bloß weil er eine Trivialität veröffentlicht hat, die entsprechende Stellen zum Anlass nahmen über zu reagieren? Fürchtet er um Broders körperliche Unversehrtheit? Befürchtet er einen Anschlag durch seinen Zombimob?

    Ich tappe im Dunkeln… Vielleicht weil die Moral einer Parabel zugänglich sein sollte und hier nicht ist. Parabeln mit kryptischer Moral, sind für gewöhnlich kein Ausdruck sprachlicher Schöngeisterei. Dafür aber von wirren Gedanken und einer Unfähigkeit zur klaren Artikulation.

    Mag mir einer der KenFM Fans erklären, was ich vermissen lasse (außer der „offensichtlichen“ Fähigkeit zum kritischen Denklen…)?

    Beste Grüße

  5. Deutschland ist NATO-Frontstaat!

    Die rassistische Kriegspropaganda, die von Broder & Co. geleistet wird, läuft auf vollen Touren. Ken Jebsen hat sich mit viel Mut und Können dagegengestellt.
    Alle NATO-Staaten, auch Deutschland, beteiligen sich direkt und indirekt und auf jeden Fall finanziell, an illegalen Angriffskriegen. Das ist ein Riesenverbrechen! Der Zombie-Staat Israel (permanente Besatzung, ständige Angriffskriege) ist nur lebensfähig dank Unterstützung aus allen NATO-Staaten, das muss unbedingt beendet werden.
    Die Abschaltung von KenFM ist ein Akt von Zensur im Dienste der Kriegspropaganda, eine unfassbare Sauerei. Nie wieder GEZ ist eine demokratische Pflicht!

  6. Ich bin entsetzt – habe immer kenfm gehört wenn es ging.
    war eben was zum nachdenken – und gute musik- einige gedanken die ich gefunden habe und nicht besser ausdrücken könnte:
    “ hoch lebe die Meinungsfreiheit. Mit dem Ende von KenFM geht ein gutes Stück davon verloren. (und bestätigt gleichzeitig die Thesen des Ken Jebsen)
    Eine freie Presse die einen Ken Jebsen nicht „aushält“ verliert das adjektiv „frei“, da er niemals strafbare Äußerungen gemacht hat. – Er war einfach nur anderer Meinung“
    und
    “ Broder hat sich und seiner „Achse des Guten“ einen Bärendienst erwiesen, eine mediale Breitseite wüster Beschimpfungen auf den falschen Gegner abgeschossen zu haben. Die Art, wie der RBB das Problem „gelöst“ hat und das, was davon im Gedächtnis haften bleiben wird, ist in seiner Auswirkung um Größenordnungen antisemitischer, als es Ken Jebsen jemals war.“
    dem letzten stimme ich nicht ganz zu, aber regt zum nachdenken an.

    oder ist es schon so : wenn ich broder einfach nur scheisse finde bin ich dann antisemit?

    der rbb trennt sich auf jeden fall von einem journalisten, dem viele nicht das wasser reichen können, oder wollen. ist eben einfacher fertige texte abzuschreiben. und das hat der herr jebsen wohl nicht gemacht. im ürigen wird alles formatiert und gebügelt. ich sage nur – alles sehr akurat, aber voll daneben.
    qrty

  7. Wie soll man das nun interpretieren? Jebsen hat sich heldenhaft den Panzern des RBB entgegengestellt und sich für die verschwörungstheoretischen Sache geopfert? Und das ohne Absprachen mit den Panzerkommandanten zu brechen? Er hat nur einen Judenwitz gemacht und wird dafür nun vom hysterischen Mob gelyncht? Interessante Thesen.

    Der zweite Beitrag zeigt übrigens auch schön, wieso Jebsen nicht mal lustig ist. Es fehlt die Pointe – von vornherein ist klar, wohin der Hase läuft. Noch der müde Witz mit den Jägern enthält die mehr oder weniger überraschende Auflösung, bei Jebsens Geschichte ist gar nichts überraschend, da steigert sich nur die Sprechgeschwindigkeit.

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