Kritik an „ARD Sportradio“

Vorstufe für ein nationales Angebot?

Der WDR plant ein Extra-Radio-Angebot für die Fußballeuropameisterschaft.
„Event. Das ARD Sportradio zur Uefa Euro 2012″ soll vom 19.05. bis 08.07.2012 täglich 18 Stunden senden: im Internet und auf Mittelwelle. Zunächst angekündigt auch eine DAB+-Ausstrahlung. Programminhalte sollen für andere Landesrundfunkanstalten zur Nutzung offen sein. VPRT und die DLM kritisieren dieses Projekt auch auf Grundlage eines der Süddeutschen Zeitung zugespielten internen WDR-Papiers, das darin offenbar das neue Digitalangebot als Konkurrenzangebot zum kommerziellen Fußballradio „90elf“ sieht. Die Ausstrahlung von DAB+ wurde auf Grund der Kritik abgesagt.

Zu den Hintergründen mehr in diesen Audios aus dem radioeins-Medienmagazin vom 14.04.2012:



„Das wundert uns doch sehr!“

Telefoninterviews mit:
* Florian Fritsche, operativer Geschäftsführer Regiocast Digital u. a. Fußballradio „90elf.

„Damit ist zunächst die wichtigste Forderung erfüllt.“

* Dr. Gerd Bauer, Hörfunkbeauftragter der DLM und Direktor der Landesmedienanstalt Saarland (LMS)


Download (verlinkte Audio-Quelle: rbb radioeins)

„Wir planen kein digitales Sportradio und wir planen schon gar nicht einen Angriff auf 90elf.“

Telefoninterview mit:
* Wolfgang Schmitz, WDR-Hörfunkdirektor


Download (verlinkte Audio-Quelle: rbb, radioeins)

Bonus:
Konkurrenz zum Radio? Die Bundesliga wird seit 04.02.2000 akustisch auch im Internet übertragen unter bundesliga.de. Sie ist damit die erste Liga im Internet. Studiogäste: Matthias Mörstedt und Olaf Schulz-Forberg von der Altus Media GmbH, die den Internetauftritt realisiert
(Quelle: ORB/SFB, Medienmagazin, 06.02.2000)


Download (verlinkte Audio-Quelle: rbb radioeins)

(Fotos: © SWR/Oehl; Regiocast; LMS, WDR/Herby Sachs)


Print Friendly, PDF & Email

4 thoughts on “Kritik an „ARD Sportradio“

  1. Hier sollten wir allerdings nochmal hinterfragen, wo die von mir als „Wandermeldung“ angesprochene Formulierung eigentlich herkommt. Ich sehe nämlich gerade die Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk, laut der es sich da möglicherweise um nichts weiter als eine ganz spitzfindige Auslegung der vom WDR am Tag davor sehr knapp formulierten Pressemitteilung handelt:
    http://www.privatfunk.de/IndThemen.html?/prm/TextPRM120414.html

    In der von der APR angeführten Form gehen die Verweise auf die internen Papiere aber am Thema vorbei, weil eben der Internetstream und die Mittelwellensender für die als „WDR Event“ verkauften Sondersendungen routinemäßig genutzt werden. Ich würde da nicht jedesmal deren gesonderte Erwähnung erwarten.

    Einstweilen gibt es heute schon einen Gang, was interessanterweise bis hierher weitgehend unbemerkt geblieben zu sein scheint. Angekündigt wurde das erst diesen Mittwoch, womit es hier sicher zu keinem „Verzicht“ mehr kommen wird:
    http://www.wdr.de/unternehmen/presselounge/pressemitteilungen/2012/04/20120418_bundesliga_titelkampf.phtml

  2. „Für mich sieht es so aus, als ob das Fußball-Sonderprogramm wie geplant produziert und ausgestrahlt und eben nur WDR Event für dessen Dauer am DAB-Multiplexer abgeklemmt wird.“

    @Kai Ludwig: So habe ich es auch verstanden.

  3. Was soll nun eigentlich aus den geplanten Sondersendungen werden? Erst tauchte am Freitag als Wandermeldung nicht mehr erkennbaren Ursprungs die Formulierung „der WDR wird die EM-Spiele nach eigenen Angaben über die Mittelwelle per Livestream übertragen“ auf und sorgte schon für einiges Schmunzeln über diese völlig neuartige Technologie. Dann (oder ggf., da sicher aufgezeichnet, in der zeitlichen Abfolge sogar vorher) erklärte Wolfgang Schmitz hier im Interview „… verzichten wir darauf, das Angebot über unseren digitalen Kanal Event auszustrahlen“.

    Hier ist offensichtlich eine Klärung nötig, worum es sich bei WDR Event eigentlich handelt:
    http://www.wdr.de/radio/home/event/index.phtml

    Siehe dort in der rechten Spalte sowie unten. Zwei Details wären dazu noch zu ergänzen: DVB-S schließt quasi automatisch auch die Weiterverbreitung dieses mit dem Schlagwort „Hörfunktransponder“ belegten Angebots im Kabel ein. Und das mit der Stille gilt natürlich nur für die digitalen Kanäle, über die Mittelwellen läuft dann zu den dafür vorgesehenen Sendezeiten VERA (von einer Automatenstimme gesprochene Verkehrsmeldungen, wie man es auch von UKW-Programmen der Regiocast in Randzeiten kennt) und sonst wie gehabt WDR 2.

    Man kann nun natürlich interpretieren: Für mich sieht es so aus, als ob das Fußball-Sonderprogramm wie geplant produziert und ausgestrahlt und eben nur WDR Event für dessen Dauer am DAB-Multiplexer abgeklemmt wird. (Man könnte auch noch spekulieren, was auf dem Hörfunktransponder passieren wird, aber ich sehe jedenfalls keinen medienpolitischen Grund, WDR Event auch dort totzulegen, wenn sich die ganze Diskussion nur um DAB dreht.)

    Was nun eine Übernahme dieser Sondersendungen durch andere ARD-Anstalten angeht: Wer glaubt, das wäre etwas völlig neues und noch nie dagewesenes, der schaue sich als Beispiel (als zufälliges; diese Projekte haben praktisch regelmäßigen Charakter, nur die Federführung liegt jeweils woanders) diesen Flyer von 1988 an:
    http://radioforum.foren.mysnip.de/file.php?8773,file=64

    Bleiben für mich zwei Dinge festzuhalten: Hier sieht man exemplarisch, welches Niveau die medienpolitischen Diskussionen hier in Deutschland so haben. Und man bekommt einen Eindruck davon, wie es um die Refinanzierungsmöglichkeiten für kommerziell betriebenen Hörfunk steht.

Comments are closed.