Dr. Mathias Döpfner zu: Fake News

Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE | Foto: © Jörg Wagner
Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE | Foto: © Jörg Wagner

Wer:
* Guy Chazan, Financial Times (Frage)
* Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE
Was: Statement zu Fake News während der Bilanzpressekonferenz 2017
Wann: 09.03.2017, 10:45 Uhr
Wo: Berlin, Springer-Verlagsgebäude

[00:34]
Grundsätzlich: Fake News ist nichts Neues, die hat’s immer schon gegeben. Durch soziale Medien bekommen sie eine andere Aufmerksamkeit, bekommen sie eine andere Wirkungsmacht. Ich halte es für einen fundamentalen Fehler, sozialen Medien jetzt dabei zu helfen, dieses Glaubwürdigkeitsproblem zu lösen, indem wir, in dem Verlage oder öffentlich-rechtliche Sender die Inhalte auf Facebook beispielsweise auf ihre Richtigkeit prüfen. Das ist erstens ohnehin eine Überforderung, zweitens überhaupt nicht unsere Aufgabe. Und ich bin sogar der Meinung, dass man sehr darüber streiten kann, ob es die Aufgabe von Facebook selbst ist. Ich habe Facebook immer so verstanden, wie Mark Zuckerberg es definiert hat: ein Technologieunternehmen, dessen Aufgabe es ist, Menschen miteinander zu verbinden. Dabei werden Informationen ausgetauscht: richtige, falsche, gute, schlechte, rassistische, wissenschaftlich wertvolle, idealistische, fürchterliche. Das ist das Wesen einer sozialen Plattform, so wie auch am Telefon die Menschen sich Kluges und Dummes, Wahres und Unwahres zurufen können. Insofern wäre es wichtig, dass Facebook und andere soziale Medien dafür Verantwortung tragen, dass Absender falscher Informationen sehr schnell identifiziert werden können und dann auch strafrechtlich verfolgt werden können. Das ist ihre Aufgabe. Da müssen sie besser werden. Aber es ist weder ihre Aufgabe, noch die Aufgabe von Verlagen, hier so eine Art Wahrheitsinstanz zu schaffen. Das würde ganz in die falsche Richtung gehen.

[02:02]
Deswegen zum zweiten Punkt, ist es auch vollkommen aberwitzig, darüber nachzudenken, dass es vielleicht eine Regierungs-Aufgabe werden könnte durch eine Art Wahrheits-Ministerium darüber zu entscheiden, welche Information wahr und nicht wahr, gut oder nicht so gut ist. Das würde mich an ganz schreckliche, sehr unfreiheitliche Szenarien erinnern und diesen Anspruch, die Wahrheit zu definieren, hat eigentlich sowieso niemand, aber am aller wenigsten eine Regierung. Und der Wahrheit kommt man am nächsten, wenn es einen Wettbewerb um die Wahrheit gibt, durch die verschiedenen Rechercheergebnisse, -erkenntnisse von möglichst vielen journalistischen Plattformen. Unsere Aufgabe ist es, die Wahrheit zu suchen, sie möglichst häufig zu finden, wenn wir uns täuschen – ist ja auch hier im Hause passiert in der jüngeren Vergangenheit – da müssen wir uns dafür offensiv entschuldigen, müssen erklären, wie es dazu gekommen ist. Das ist dann auch der Unterschied zwischen Fake News im Sinne einer absichtlichen Verbreitung von falscher, irreführender Nachrichten und journalistischen Marken, deren Aufgabe es ist, möglichst die Wahrheit herauszufinden und das richtige und triftige zu schreiben und wenn man sich eben täuscht, das zu korrigieren. Das ist ein großer Unterschied.

[03:10]
Und allerletzte Bemerkung: im Grunde ist diese ganze Entwicklung für uns, für journalistische Häuser und journalistische Marken eine riesige Chance, weil diese Aufgabe, die man jetzt gerade Facebook vor den Hof lädt, das ist doch unsere Aufgabe zwischen Fake News und Real News zu unterscheiden. Das ist unsere redaktionelle Aufgabe und wenn wir das jetzt richtig machen, wenn wir das glaubwürdig machen, kann das – und wir sehen dafür ja durchaus schon paar Indikatoren – tatsächlich auch zu einer Renaissance oder zu einem neuen Aufschwung auch von Medienmarken analog und digital führen. Ich sehe es also in der Summe sogar eher positiv.








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